Barbara Seebacher-Schiestl & Thomas Wiederkehr

STEIN------:------KOHLE

 

Vernissage: Do. 13. März 2025, 19:30 Uhr

 

Ausstellung bis Sa. 19. April, 12:00 Uhr

Öffnungszeiten: Fr. 15 - 18.00 Uhr / Sa. 10 - 12.00 Uhr

 

Fotocredit: Barbara Seebacher-Schiestl

Fotocredit: Flora Wiederkehr


 

Obwohl Zeichenkohle und Stein auf den ersten Blick gegensätzlich erscheinen, verbindet die beiden Künstler, Barbara Seebacher-Schiestl und den Bildhauer Thomas Wiederkehr, ein ähnlicher künstlerischer Ansatz. Beide erschaffen in ihren abstrakten Arbeiten visuelle Ausdrucksformen für Gefühle und geistige Ideen und folgen konsequent ihrem eigenen künstlerischen Weg.

Barbara Seebacher-Schiestl und Thomas Wiederkehr sind Meister ihrer jeweiligen Techniken. Seebacher-Schiestl's Zeichnungen offenbaren dreidimensionale Körperlichkeit, die durch dichte Schattierungen lebendig wird, während Wiederkehr in seinen eigenwilligen Steinobjekten grafische Elemente verwendet und verschiedene Oberflächenstrukturen, von geschliffen bis rau, einsetzt. Diese Kontraste erinnern an Schiestl's subtile, zeichnerische Ausarbeitung der Flächen und verstärken den Dialog zwischen den Werken beider Künstler.
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Ihre Arbeiten stellen die gewohnten Sehweisen infrage und lassen bewusst Raum für persönliche Gedanken und Gefühle. Sie nehmen uns als Betrachter
ernst, indem sie die Möglichkeit geben, den Assoziationen freien Lauf zu lassen, anstatt klar erkennbare Formen oder narrative Antworten zu liefern.
Die Ausstellung ist eine Einladung, sich auf die Unwägbarkeiten und Spannungen der Werke einzulassen und die Denkarbeit selbst zu übernehmen.

Barbara Seebacher-Schiestl, geb. 1953 in Hall in Tirol, Ausbildung zur Grafikerin in München, lebt seit 1986 als freiberufliche Künstlerin in Adnet. Vielfältige Lehrtätigkeit, Ausstellungen im In- und Ausland, Preise und Ankäufe. Seit 2000 zeichnerische Auseinandersetzung mit Themen der Gesellschaft, mit Gewalt und Umwelt.

Thomas Wiederkehr, geb. 1947 in der Schweiz, seit 1978 Steinbildhauerei, lebt seit 1982 in Österreich, seit 1990 in St. Marienkirchen a.H.. Arbeiten in Granit, Marmor, etc. und auch Holz. Im Mittelpunkt der gestalterischen Überlegungen stehen die Materialeigenschaften der jeweiligen Steinstücke und ihre Geschichte.


 

Einführung der Ausstellung  „stein .... : .... kohle“ 13. 3.2025  Sigrid Kofler  www.20gerhaus.at

Barbara Seebacher-Schiestl: geb. in Hall in Tirol, Schule in Innsbruck, Grafische Ausbildung in München, sie arbeitet dort dann als Grafikerin, legt ihren Schwerpunkt aber bald auf ihre künstlerische Arbeit als Zeichnerin und daneben auf verschiedene Lehrtätigkeiten z.B. an der Modeschule in München, sie gibt Kurse in Zeichentechniken und Aquarell, 1986 kommt sie nach Salzburg und lebt nun schon seit vielen Jahren in Adnet.  Sie trennt ihre künstlerische Arbeit ganz bewusst von ihrer Lehrtätigkeit, also: was Sie heute hier sehen, können Sie nicht in einem Kurs lernen.

 

Thomas Wiederkehr ist in der Schweiz geboren, am Bodensee aufgewachsen, hat in Zürich und im Tessin gelebt, bevor er 1982 nach Wien und dann nach OÖ übersiedelte, seit 1990 lebt er als freier Bildhauer in unserem Vierseithof in St. Marienkirchen am Hausruck. Immer schon gestalterisch tätig, begann er in Zürich Ende der 70er Jahre mit der Steinbildhauerei, die ihn seither mit der  Vielfalt in Farbe und Charakter der Gesteine nicht losgelassen hat. Daneben arbeitet er auch in Holz, an Objekten und grafisch, seine Arbeiten sind unkompliziert in seinem Atelier in Pilgersham zu besichtigen.

 

Hier im 20gerhaus hatten wir gerade die Ausstellung: „wann kummst wieder amoi“ mit drei jungen Frauen, die am Anfang ihres künstlerischen Wegs stehen, in der heutigen Ausstellung haben wir es mit zwei Menschen zu tun, die schon einen langen kreativen Weg der Entwicklung und Reifung durchgemacht haben.

 

Barbara Seebacher-Schiestl mit dem Schwerpunkt Zeichnung und Thomas Wiederkehr mit der Steinbildhauerei sind auf ganz unterschiedlichen Wegen zu einer meines Erachtens nach sehr ähnlichen Arbeitsweise und Kunstauffassung gelangt. So war eine gemeinsame Ausstellung schon lange ein Wunsch der Beiden, der sich jetzt hier im 20gerhaus ganz wunderbar realisiert.

 

Stein und Kohle... die Materialien, die die beiden verwenden, sind älteste Begleiter von uns Menschen, seis der Stein als vielfältiges Werkzeug der Steinzeit, aber auch als Untergrund für die Felsritzungen und Höhlenmalereien, bei denen wiederum Kohle als Farbstoff neben Erden wie Ocker weltweit die Hauptrolle spielte.

 

Barbara Seebacher – Schiestl arbeitet in Werkzyklen, sie heißen WEGE, oder: GRENZEN, oder: TIME TO...,  viele der Arbeiten, die wir heute sehen, ist mit FLIEHENDE SCHATTEN übertitelt. Als zweidimensionale, oft verzerrte Projektion dreidimensionaler  Körper sind Schatten flüchtige Gebilde, deren Farbigkeit undefinierbar scheint und sich mit dem Untergrund und den Lichtverhältnissen stetig verändert.

 

Mit dem Mittel des Strichs, der zur Begrenzung, zum Weg, zur Verbindung, zur Fläche oder zum Körper wird, führt Barbara einen expressiven visuellen Dialog auf dem Papier, in den ihre Überlegungen, Gedanken und Gefühle zu unserer Welt und Zeit eingehen. Nicht vordergründig, sondern subtil und sensibel bearbeitet sie ihre Themen und übersetzt frei in die gegenstandslose Welt ihrer Zeichnungen.

 

Thomas Wiederkehr übertitelt die heute gezeigten Arbeiten  als „ Stücke vom Steinplaneten“ und meint damit unsere Erde, dessen Gestein Landschaften formt, dessen Gesteine sich bilden und verändern, Stein, der uns schon Schutz in der Höhle bot, der uns als Baumaterial, als Werkzeug, als Rohstoff als Schotter und letztlich Sand umgibt und in seiner Erosion wiederum Mineralien für neues Leben freisetzt.

 

Auch Thomas hat eine ganz eigene Formensprache entwickelt, in der Intuition und der Dialog mit dem Material, mit dem, was jedes Werkstück schon mitbringt,  eine große Rolle spielen. Auch hier ein Dialog, der eine Balance sucht zwischen Tun und Lassen, zwischen konservierendem Respekt und gestalterischem Willen. Glattheit und schroffe Brüche, Höhlungen und Grate reden in ähnlicher Weise über uns und unsere Welt wie Seebacher-Schiestls grafische Arbeiten.  Auch bei Wiederkehr sind die Arbeiten Repräsentationen für Gedanken und Gefühle.

 

Sie sprechen uns wie Barbaras Zeichnungen auf einer Ebene an, die dem intellektuellen Zugang vorausgeht. So wie man die emotionale Stimmung eines Menschen versteht, auch wenn er in einer fremden Sprache zu uns spricht, so empfinden wir mit, was gemeint ist, ohne es konkret benennen zu müssen.

 

Bei beiden gehen den Arbeiten oft Skizzen voraus, ein paar Beispiele sieht man in unserem Grafikständer.

 

Wie die Linie mit dem Papier, spielt die Skulptur mit dem umgebenden Raum, und in der Formensprache dieser Steinobjekte und Zeichnungen findet man überaschende Ähnlichkeiten,  etwa  das Körperhafte der grafischen Gestaltung, das fast Gestische  der Skulpturen. So treten auch die Arbeiten der Beiden in einen Dialog, wir als Betrachter:innen stoßen zu diesem Gespräch dazu, wir sind naturgemäß mit einbezogen, auch wenn der Gegenstand des Gesprächs - wie immer bei interessanter Kunst  - letztlich rätselhaft und unerklärlich bleiben wird.

Viel Vergnügen mit dieser Auseinandersetzung.