ten/eleven
Robert Gundolf, Wien, keramischen Arbeiten
Seine großen, in freiem Aufbau mit Ton gefertigten Objekte setzen sich mit dem Spannungsfeld zwischen Geometrie und Chaos auseinander. Flechtwerkartige, transparente Oberflächen, ähneln natürlichen Gewebestrukturen. Sie schaffen Beziehungen zwischen Aussen- und Innenräumen und stellen Fragen zu Stabilität und Verletzlichkeit.
Eröffnung: Do.6.11.. um 20 Uhr bis 2.12.08.
Einführung Sigrid Kofler
Der älteste bisher datierte Fund einer Keramikfigur ist 24000 Jahre alt, es ist die Venus von Dolni Vestonice in Südmähren, Cz. Diese Kulturtechnik begleitet den Menschen also schon so lange und das Material Ton mit seiner Kombination von Formbarkeit und Stabilität hat also schon damals und seither den Menschen geholfen, ihre Ideen und Gefühle in Objekten auszudrücken.
Ich freue mich, nach den Keramikobjekten von Hans Rainer im Oktober Ihnen heute eine neue Ausstellung mit keramischen Arbeiten, diesmal von Robert Gundolf, näher bringen zu dürfen.
In Telfs in Tirol aufgewachsen, studiert er Biologie in Innsbruck, es folgten Reisen nach Asien. Später zog er nach Wien, wo er heute lebt und in der Keramikwerkstatt des WUK abeitet.
Sein Bezug zu Ried ist ein praktischer, er verbringt einen Teil seiner Zeit hier und führt in der Praxis von Dr. Schachinger Massagebehandlungen durch. Diese Kunst, ebenso wie die Keramik hat etwas haptisches und bedarf der taktilen Feinfühligkeit.
Seine Arbeiten sind aus Prinzip ohne Töpferscheibe im freien Aufbau gearbeitet,
nicht die geometrische Perfektion, sondern die natürliche, daher unvollkommene Annäherung an die geometrische Form interessiert ihn. Der langsame Prozess des Aufbaus schafft geistigen Raum, wo Erinnerungen, Bilder und Mythen Zeit haben, in die Arbeiten einzufließen. Insofern erzählen die Objekte oft Geschichten..
Er fertigt flechtwerkartige, transparente Oberflächen, die sehr organisch wirken und natürlichen Gewebestrukturen ähneln. Sie schaffen Beziehungen zwischen Aussen- und Innenräumen und stellen Fragen zu Stabilität und Verletzlichkeit.
Robert Gundolf thematisiert die menschliche Hybris und übt mit hintergründigem Witz Zivilisationskritik. Er hinterfragt unsere Beziehung zur Natur und stellt beruhigt fest: die Natur ist stärker.
Er nennt seine Ausstellung ten/eleven, und sagt damit: es geht weiter, es kommt ein Tag danach, wenn Wunden aufgebrochen sind, kann Heilung eintreten, neue Entwicklungen können Platz greifen, und zeigt damit seine trotz aller Zweifel optimistische Weltsicht.
Sigrid Kofler November 2008