moving moments
Meinrad Mayrhofer, Bildhauer und Zeichner, langjähriger Vorsitzender der Innviertler Künstlergilde, stellt unter diesem Titel neue Arbeiten aus. Der begeisterte Cineast bringt seine grafischen Arbeiten mit dem Mittel des klassischen Zeichentricks in Bewegung. Als Ausgleich zur statischen Qualität der bildhauerischen Arbeit entstanden die seriellen Grafiken, die in seinen Kurzfilmen ihren feinen Witz entfalten.
Eröffnung: Do. 8. April 2010 bis 30.4. 2010
Einführung Sigrid Kofler
Kennengelernt habe ich Meinrad Mayrhofer anfang der 80erjahre im Höribachhof, schon damals habe ich ihn als extrem integrierende Persönlichkeit geschätzt, ein Mensch, der immer das Verbindende über das Trennende stellt und der sich seither stetsund gerade unter Künstlerkollegen für die Bündelung der Kräfte anstatt Konkurrenzdenken eingesetzt hat, so auch in seiner Funktion als langjähriger Vorsitzender der Innviertler Künstlergilde.
Er lebt seit vielen Jahren mit seiner Familie in Pram als freischaffender Künstler – ein Weg, der, wie wir wissen, nicht immer leicht ist, den er aber, unterstützt von seiner Frau Sabine immer konsequent gegangen ist. für den Gelderwerb – aber auch aus Passion - hat er unzählige Schulprojekte mit Kindern durchgeführt.
Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit ist immer die Holzbildhauerei geblieben, gerade in den letzten Jahren sind viele große Arbeiten entstanden, er arbeitet aber auch seit vielen Jahren mit Karton und Papiermaschee – daneben kenne und schätze ich ihn seit vielen Jahren auch als Zeichner – mit Tusche, mit Bleistift - eine Arbeit, die als Ausgleich zur schweisstreibenden, langsamen Arbeit am Holz spontanen Ausdruck und schnelleres, serielles Arbeiten erlaubt. In seinen zeichnerischen Arbeiten lebt er immer schon seinen feinen Witz und seine Ironie aus – in den letzten Jahren sind besonders in der Abgeschiedenheit von Arbeitsaufenthalten zB. In Paleano in Italien große Serien von Zeichnungen entstanden, aus denen wir eine Beispielhafte Auswahl heute hier sehen.
Der begeisterte Cineast Mayrhofer ist dann auf die Idee gekommen, diese Zeichnungen, ganz im Sinne des ursprünglichen Zeichentrickfilms zu animieren.
Animation – Beseelung, Belebung der Bilder ist eine alte Idee –
Ausgehend von der Laterna magica, die Mitte des 17. JH wahrscheinlich von einem Niederländischen Physiker, Christian Huygens erfunden wurde und eigentlich eine Art Diaprojektor war, gab es durch das ganze 19 Jahrhundert hindurch Versuche, Bewegungsabläufe animiert darzustellen, da gab es ein Phenakistiskop , auch Phantaskop oder Wunderrad genannt, dann ein Zoetrop, das in den USA unter dem Begriff „wheel of life“ bekannt wurde, dann ein Praxinoskop, später ein Elektrotachyskop, das im englischen den schönen Naman „ electrical wonder automat“ trug, bis schließlich 1892 Thomas Alvar Edison den Kinetograph entwickelte.
Die Kinematografie, wie sie dann genannt wurde (-von griechisch kinema, die Bewegung und graphein, zeichnen, schreiben –) beruht auf der Tatsache, dass unser Bewusstsein optische Reize nur ab einer Dauer von etwa 6 Hundertstelsekunden als Einzelereignisse wahrnehmen kann, das heisst, ab etwa 16 Bildern pro Sekunde verschmelzen die Bilder zu einer fließenden Bewgung. Für ein Fluginsekt wären unsere Filme Diaschauen, denn sie können bis zu über 200 Bilder pro sek. getrennt wahrnehmen, auch Greifvögel können bis zu 150 Bilder pro sek auflösen. Andererseits müsste man für Schnecken nur 4 Bilder pro sekunde zeichnen, um sie einen Film genießen zu lassen.
Die moving moments, die wir gleich sehen werden, hat Meinrad Mayrhofer mit 24 Bildern pro sekunde animiert – ich habe mal zu rechnen begonnen, wie viele Bilder für eine Minute nötig sind und bin auf unvorstellbare 1440 gekommen – Meinrad hat mir erklärt, dass ihm ein Computerprogramm hilft, diese Zahl zu verringern, indem es Interpolationen anstellt, immer noch bleiben viele viele Einzelzeichnungen, lauter Originale, derer es bedarf, um wenige Minuten Film produzieren zu können. Solche Momente aus den moving moments sehen sie hier in der Galerie – die moving moments sehen wir jetzt in unserem atelierraum. Viel Vergnügen !
Sigrid Kofler April 2010