zu-gefallen
Thomas Weber, Objekte, Malerei
Die Juliausstellung im atelier20gerhaus zeigt ab 5. 7. unter diesem Titel experimentelle Objekte und Kleinplastiken von Thomas Weber. Der Maler und Grafiker aus Reichersberg kombiniert aus Fundstücken , aus wert- und zwecklos Gewordenem und verschiedenen Materialien, die im Alltag an- und zufallen, in wenigen, klaren Schritten einen neuen, formalen Sinnzusammenhang und ein neues Ganzes.
Eröffnung: Do. 5.7. 20 Uhr, bis 28.7.
Einführung Sigrid Kofler
Thomas Weber ist in Schärding geboren, besuchte die Fachschule für Gebrauchsgrafik, studierte eine Weile an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien, anschließend in Linz an der Kunstuniversität Malerei und Grafik. Seit seinem Diplom 2001 lebt er als freischaffender Künstler in Reichersberg und ist Mitglied der Innviertler Künstlergilde.
Wir kennen Thomas Weber vor allem als Maler und Grafiker, zuletzt hat er im Kulturhaus Stelzhamermuseum in Pramet farbige Acrylbilder gezeigt. So freut es mich umso mehr, dass er hier im 20gerhaus einmal 3-dimensionale Arbeiten zeigt, nämlich seine Objekte und Objektbilder , die im Laufe der letzten Jahre entstanden sind.
Der Titel der heutigen Ausstellung ZU GEFALLEN beschreibt den Arbeitsprozess in vieldeutiger Weise:
Das Ausgangsmaterial ist Thomas Weber, wie man so sagt, zugefallen, er sammelt seit vielen Jahren alles Mögliche, ein Schwerpunkt liegt auf Sesseln. Der Titel enthält auch das Gefallene im Sinn von weggeworfen, den Abfall, das Nutzlos gewordene, neben diesen kulturellen Relikten verwendet er Schwemmholz, auch etwas Ab – gefallenes. Dann birgt ZU-Gefallen auch den Auswahlprozess, welches Objekt aufgrund persönlicher Assoziationen gefällt und ausgewählt wird. Schließlich der Zufall, im Sinne der spielerischen Spontaneität, die den Arbeiten innewohnt.
Weber zerlegt, zerschneidet, kombiniert und setzt die Teile neu zusammen , in wenigen, klar nachvollziehbaren Schritten schafft er einen neuen Sinnzusammenhang. Ob es nun Tischlereiabfälle, alte Malerschablonen, verlorene Reflektorteile oder die Farbreste seiner Malerei sind, er ordnet und schafft ein neues Ganzes.
Wie in seiner Malerei und Grafik arbeitet Weber formal reduziert, mit klaren Linien und Flächen und oft unter der Verwendung geometrischer Elemente. Sein Zugang ist konkret, nicht abstrakt, das heißt, er abstrahiert nicht die Wirklichkeit in seinen Arbeiten, sondern er setzt auf optische Weise Gedanken um.
Die irritierende Vertrautheit mit den verwendeten Ausgangsmaterialien gepaart mit der Verfremdung und Neuordnung der Elemente birgt eine stimulierende Unvorhersehbarkeit, gewissen Witz und führt beim Betrachter zu ästhetischen Aha - Erlebnissen.
der Kern jedes Kreativen Prozesses liegt meiner Meinung nach gerade in dieser Unvorhersehbarkeit, dieser Unabhängigkeit von landläufiger Logik und der Freiheit von utilitaristischen Sachzwängen, denen etwa die Wissenschaft unterliegt. Und der große gesellschaftliche Nutzen zeitgenössischer Kunst besteht zu einem Gutteil aus diesem offenen, doch kritischen Blick auf die Welt, der gewissermaßen unsere Gedanken wäscht, ein Blick, der uns zu neuen Lösungen in allen Bereichen des Lebens inspirieren kann.
Die Objekte kann man kaufen – waschen Sie auch zuhause ihre Gedanken regelmäßig!
Sigrid Kofler Juli 2012