Stellen wir uns Österreich vor etwa 1000 Jahren vor: Im Wesentlichen ein bewaldetes Gebiet. Unzählige Ortsnamen , die in jener Zeit entstanden sind, beziehen sich auf Wald, wie Holz, - wied, - Schach bzw. auf seine Rodung: wie schwend, schwang, schlag, brand, reuth oder stock. Ebenso auf einzelne Baumarten wie ficht, Äsch, Bür (Birke) Puch (Buche) etc.
Wer je das Glück hatte, einen seit langem unbewirtschafteten Wald zu besuchen, hat gesehen, wie umgefallene Baumriesen Platz und Licht schaffen für neue aufkeimende Vegetation. Die Ökologie -Forschung sagt, dass etwa 5 – 10 % eines Waldes Totholz sein sollten, um eine optimale Biodiversität zu fördern.
Dieses Werden und Vergehen, diese Verdichtung und Lichtung kann man in Aulandschaften mit periodisch auftretenden Hochwässern besonders gut beobachten. Auch Auwälder sind rar geworden in Mitteleuropa, doch hat Österreich mit dem Nationalpark Donau – Auen eine der größten weitgehend intakten Aulandschaften Mitteleuropas.
Eine Aulandschaft hat auch Günther Schafellner zu vielen Arbeiten dieser Ausstellung dichtung – lichtung inspiriert. Günther Schafellner lebt in Stadt Haag, und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Malerei und Zeichnung, in den letzten Jahren zunehmend auch mit druckgrafischen Techniken, mit der Radierung, dem Holzschnitt. Er hat auf seinen Beruflichen Reisen wieder zu zeichnen begonnen und dann neben seinem Brotberuf als außerordentlicher Hörer in Linz an der Kunst Uni studiert und ist Mitglied unter anderem der IKG.
Er ist ein sehr Heimat- und naturverbundener Mensch und so beschäftigt er sich auch in seiner künstlerischen Arbeit mit der Natur, manchmal mit Landschaft, manchmal mit dem menschlichen Körper. Nahe seines Wohnorts gibt es einen Altarm der Donau, ein Gebiet, das ihn zum Zeichnen anregt, wo er aber auch joggt, die Serie „8 km schauen“ verarbeitet Eindrücke daraus.
Ihn fasziniert hier die unbezähmbare Natur der Hochwässer, die diesen Wechsel von mal verdichteter, mal gelichteter Natur verursacht, die Ästhetik der zufälligen Anordnung der umgestürzten Bäume, die wiederum etwas Körperhaftes an sich haben, des Lichteinfalls. Er bildet diese Motive selten naturalistisch ab, sondern übersetzt sie gerade in den ganz neuen Arbeiten in expressive Motive.
„Natur muss gefühlt werden“ Alexander von Humbold
Sigrid Kofler, Februar 2017
Günther Schafleder „dichtung – lichtung“
Der Künstler aus Stadt Haag verarbeitet in diesem Werkzyklus seine Eindrücke vom ständigen natürlichen Wechsel von Verdichtung und Lichtung im Überschwemmungsgebiet eines Donauarms. Die Ästhetik des kreuz-und-quer der abgestorbenen angeschwemmten Baumstämme einerseits, das darin durchs einfallende Licht wiederum aufkeimende neue Dickicht andererseits setzt er in seinen subtilen Radierungen und Zeichnungen gekonnt um. Diese ständige von der Natur selbst herbeigeführte Verdichtung und Lichtung zeigt gleichzeitig die Vergeblichkeit des menschlichen Bemühens auf, die Natur zu beherrschen.
Günther Schafellner hat an der Universität für künstlerische Gestaltung in Linz studiert und ist unter anderem Mitglied der Innviertler Künstlergilde.
Eröffnung: Donnerstag, 2. 2. 2017, 20 Uhr
Dauer: bis 25. Februar
Einführung: Sigrid Kofler