Fotos von der Vernissage am 1. Februar 2018:
Bilder der Ausstellung:
Einführende Worte durch
Frau Mag.a Eva-Maria Manner, Direktion Kultur Land OÖ
Ich finde es bereichernd, dass sich gegenwärtig wieder mehr Kunstschaffende an die Kunstgattung Zeichnung heranwagen. War dieses Medium in den letzten Jahren vorrangig der Art brut vorbehalten, so scheint derzeit eine Renaissance der sogenannten Papierarbeiten abseits der Outsider Art stattzufinden.
Der raffinierte Ausstellungstitel „Mit Strich auf den Punkt“ nimmt zum einen Bezug auf den Strich, also die Linie und somit die Veranschaulichung von etwas mittels einem Werkstoff der Zeichnung und zum anderen Bezug auf den transportierten Inhalt oder den Gehalt des Dargestellten – eben „auf den Punkt gebracht“.
Der Kulturverein 20gerhaus Ried präsentiert vier oberösterreichische Künstlerinnen und Künstler, deren Arbeiten um die Sparten Zeichnung, Comic, Illustration und auch Animationsfilm und Kabarett kreisen.
Von Armin Andraschko – der Künstler lebt und arbeitet in Zwettl an der Rodl und ist Mitglied der MAERZ Künstler- und Künstlerinnenvereinigung – sehen wir gezeichnete, teilweise kolorierte Momentaufnahmen. Es sind Menschen, manchmal auch Tiere in unterschiedlichsten Situationen dargestellt, die uns irritieren, erheitern oder auch verstören können. Hier sind der Betrachter und seine sogenannte mitschöpferische Auseinandersetzung mit dem Gezeigten gefragt. Und an dieser Stelle drängt sich förmlich folgendes Goethe-Zitat auf: „Den Stoff sieht jedermann vor sich, den Gehalt findet nur der, der etwas dazu zu tun hat.“ Demnach ist es Aufgabe des Rezipienten, sich mit dem Werk interaktiv auseinanderzusetzen – sei es durch sehendes – also aktives – Sehen und/oder durch Bezugnahme auf sein jeweiliges Erfahrungsspektrum. Glücklicherweise erleichtert uns der Künstler die Werkinterpretation, indem er seine Figuren comicähnlich sprechen lässt. Scheinbar Absurdes, Sarkastisches, Ironisches unserer Alltagswelt tritt dabei zutage. Das Geschriebene ist für den Betrachter richtungsweisend. Eine allgemeingültige, definitive Aussage gibt es – meines Erachtens – nicht.
Künstlerzitat zur Arbeitsweise: „Meistens geht alles automatisch, die Hand zeichnet ohne mein Zutun und die Farben, die ich benötige, stehen neben mir, sollten sie nicht direkt neben mir stehen, wären es ja ohnehin nicht die richtigen Farben gewesen, außerdem ist mir Farbe an sich egal.
Linien sind mir viel wichtiger, Linien und Wörter, ich arbeite schnell und korrigiere nicht, ich schreibe und zeichne ohne zu wissen, ohne zu denken, ohne eine Vorstellung des Fertigen zu haben, aber ich überlasse nichts dem Zufall. Ich will in meiner künstlerischen Arbeit keine vordergründigen Inhalte und gesellschaftspolitische Halbweisheiten transportieren, ich will nichts Gutes hervorheben oder Böses verdammen.“
In der Kunstsammlung des Landes Oberösterreich befinden sich derzeit zwei Kunstwerke des Künstlers zur Entlehnung.
Mit dem Titel „Tafelbild“ (damit ist kunsthistorisch die Darstellung auf flachem, beweglichem Material gemeint) überschreiben die Linzer Kunstschaffenden Edith Stauber und Georg Seyfried, der ein geborener Innviertler ist, ihren gemeinsamen Geschichten- und Erzählraum mit Bildern verschiedener Personen.
Edith Staubers Acrylporträts nehmen auf Georg Seyfrieds Fotoarbeit „Doppelporträts“ Bezug, wobei jeweils zwei Personen in einer Blackbox nebeneinander stehend, jedoch durch eine Wand getrennt, fotografiert wurden. Im Bewusstsein der Präsenz der anderen und zugleich der Anonymität ergibt sich ein Moment des Ungewissen, das pars pro toto für die Gesellschaft schlechthin stehen kann.
Aus diesem Kontext – nämlich der fotografischen Brustbilder zweier Personen – löst nun Edith Stauber willkürlich einzelne Porträts heraus und realisiert singuläre Bildnisse einzelner Individuen en face, deren gemalte Existenz vor schwarzem Hintergrund einerseits sehr präsent und gleichzeitig auch abwesend wirkt – wiederum bezugnehmend auf unser Miteinander.
Rund um diese Menschenbilder schwirren in sogenannter barocker oder Salon-Hängung die informellen Arbeiten von Georg Seyfried und Kinderzeichnungen wie Kommunikationsträger in abstrahierter, lyrischer Weise. Ihre formale als auch inhaltliche Anordnung lässt die Bilder miteinander zumindest indirekt kommunizieren. Alle nehmen auf jedes einzelne Bezug, rekurrieren auf einander und bilden trotz der singulären und unterschiedlichen Erscheinungsweisen eine Einheit.
Edith Stauber arbeitet seit 1994 im Bereich Dokumentar- und Kurzfilm und beschäftigt sich seit 2005 intensiv mit Zeichnung sowie Animation (s. Video mit 5 Arbeiten). Festivalbeteiligungen und TV-Ausstrahlungen belegen die Qualität ihrer künstlerischen Arbeit. Darüber hinaus wurde Edith Stauber 2008 mit dem Landeskulturpreis für Film ausgezeichnet und mittels Herstellungsförderung für Filmprojekte seitens der Kulturdirektion gefördert und wertgeschätzt.
Von Georg Seyfried befinden sich zwei S/W-Fotografien aus der Serie „Nirosta“ in der Schausammlung der Kunstsammlung des Landes Oberösterreich sowie weitere Arbeiten der Serie „Tuch“. Zuletzt durfte die Direktion Kultur den lyrischen Künstler mittels Katalogförderung für seine mehrteilige Publikation „Alle haben Menschen Beine“ anerkennend unterstützen.
Um das Kunstquartett für heute zu vollenden darf ich noch die in mehreren Sparten – wie Schauspiel, Musik, Kunst und Kultur – beheimatete Ingrid Schiller vorstellen. Die gebürtige Freistädterin lebt und arbeitet seit einigen Jahren im Innviertel. Nach jahrelanger Tätigkeit im Kabarett und Songwriter Genre, widmet sich die Künstlerin seit einiger Zeit auch der Comic-Zeichnung. Ihre vorwiegend hellen, mit kräftigen Farben gezeichneten bunten Bilder zeugen von Humor und Spontaneität. In ihrem Programm „Hier spricht Frau Ings“ verbindet Ingrid Schiller ihre Leidenschaften und baut diese illustrativen Zeichnungen in ihren Liederabenden mit skurrilen Geschichten ein (15. Februar, 19:30 im 20gerhaus). Dabei reflektiert die vielseitige Künstlerin aktuelle Themen wie zB Schönheitstrends oder Apps, die es längst geben sollte oder Nachwuchsbildung mit Selbstironie und Charme. Schließt man von der hier präsentierten Werkinstallation auf das Kabarett, erwartet uns ein mit hintergründigem Witz in Wort und Bild angereicherter, heiterer Abend.
Nun darf ich Sie in den heutigen Abend entlassen und Ihnen Freude beim Betrachten der Exponate wünschen. Lassen Sie sich bitte von der scheinbaren Ähnlichkeit mancher Werke nicht täuschen! Beim näheren Ansehen können Sie die Unterschiedlichkeit der Arbeiten für sich ausmachen und den einen oder anderen Aha-Effekt erzielen.