Ausstellungsbeginn: Fr. 11. Juni, 15.00 Uhr
Dauer bis Sa. 10. Juli 2021, 12.00 Uhr
Die übliche Donnerstags-Vernissage entfällt!
Die drei Künstlerinnen haben deshalb ihre persönliche Präsenz
während der Ausstellungszeit erweitert und freuen sich auf ihren Besuch
am ersten Ausstellungs-Wochenende
Fr. 11. Juni / 15:00 - 19:00 Uhr und Sa. 12. Juni 10:00 - 13:00 Uhr.
Genießen Sie die möglichkeit zu einem informativen Gespräch mit den Künstlerinnen und zur ausgiebigen Kunstbetrachtung.
Wir ersuchen Sie die geltenden Coronaregeln zu beachten! Herzlichen Dank!
Natur in ihrer Vielfalt an Erscheinungsformen, ist Ausgangspunkt für die Arbeiten der drei Künstlerinnen. Wir alle schöpfen letztendlich aus der Natur. Sie ist unser kreativer Nährboden und Lehrmeisterin.
Fotos Christine Wawrinek
ELISABETH PETERLIK SCHUTZLOS
Der Mensch ist Teil der Natur. Sie zu schützen ist in Wahrheit Selbstschutz. Wehe, wenn das untrennbar verwobene Gleichgewicht ins Wanken kommt, stürzt und letztendlich zerbricht. Jedes kleinste, scheinbar nutzlose Teil hat seine Wichtigkeit in diesem Gefüge.
Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien, Studium an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. Zahlreiche Studienaufenthalte, Symposien und Ausstellungen im In- und Ausland.
Fotos: Christine Wawrinek
HEIDI ZENZ DIE BLAUE STUNDE
Die ausgiebigen Betrachtungen der multiplen Farben in der Dämmerung, verbinden sich mit den langen Studien der Käferfraßspuren. Zwischen Wirklichkeit und Möglichkeit nimmt die blaue Stunde den Tag ein, gusseiserne Gemütlichkeit macht sich breit und verleitet zur Monochromie.
Mitglied der Innviertler Künstlergilde, der art BV Berchtoldvilla Salzburg und der Künstlergruppe Herbstsalon Braunau–Simbach. Zahlreiche Ausstellungen im In und Ausland. Lebt und arbeitet in Eggelsberg.
Fotos: Christine Wawrinek
JULIA CSONGRADY SAMMELN
Erde unter den Füßen, Wind im Haar, lasse ich mich finden von kleinen Wundern, die die Natur am Wegesrand, an Ufern, am Waldboden auslegt. Aufgehoben von mir für das Auge des betrachtenden Menschen.
Neben landschaftlich-spielerisch-gärtnerischen Gestaltungen, Teilnahme und Mitglied im Kollektiv kunst:dünger seit 2000. Initiatorin der Galerie 20gerhaus.
EINFÜHRUNG IN DIE AUSSTELLUNG DURCH SIGRID KOFLER
Drei starke Frauenpersönlichkeiten richten diese Ausstellung aus. Sie haben einiges gemeinsam. Am wichtigsten: Sie lieben die Natur - banal... wer liebt die Natur nicht?
Doch die drei sind so fasziniert von ihr, dass sie nicht nur seit vielen Jahren ihren künstlerischen Schwerpunkt thematisch auf die Natur richten, sondern auch ihr Arbeitsmaterial aus der Natur gewinnen, die Natur bei Ihnen nicht abbildhaft dargestellt , sondern stets physisch präsent ist.
Sie sind Sammlerinnen, sie sammeln auf Vorrat, oft findet sich erst nach Jahren oder Jahrzehnten die ausreichende Anzahl oder Menge, die passende Kombination, der richtige Moment für ein bestimmtes Thema, für eine bestimmte Verwendung aus dem Fundus. Das „objet trouve‘“ also das gefundene Objekt, erstmals im Dadaismus zu Ehren gekommen, kombiniert Gegenstände und Materialien zu neuen, überraschenden Sinnzusammenhängen und erhebt sie spielerisch, manchmal anarchisch oder provokant zum Kunstwerk. Seit den 1970gerjahren hat das objet trouve‘ aus der Natur in der „environmental art“ , der „Naturkunst“ inhaltlich programmatische Bedeutung erhalten. In dieser künstlerischen Tradition, die oft interdisziplinär Wissenschaft oder Philosophie miteinschließt, sehe ich alle Arbeiten dieser Ausstellung.
JULIA CSOGRADY illustriert mit ihrer Arbeit „SAMMLUNG“ gleichsam diesen Prozess des Zusammentragens und Hortens, des Erhaltens und letztlich wieder Auswählens. Unwillkürlich denkt man an die Wunderkammern der Spätrenaissance, in denen Ästhetik oder Seltenheitswert der Sammlungsstücke die Menschen zum Staunen brachten. Henry David Thoreau schrieb „Es ist nicht wichtig, was du betrachtest, sondern was du siehst“. Julia Czongrady geht es um diese Achtsamkeit der Natur gegenüber, der wir uns in unserem Konsum- und Leistungswahn immer mehr entfremden. Wenn wir wirklich hinsehen, staunen wir immer von Neuem über die Natur, über ihre gefinkelten Mechanismen und mannigfaltigen Manifestationen. Dann können wir den Gesang der Amsel am frühen Morgen, das Aufblühen der Rose, den Feuersalamander im Wald, das bunte Schneckenhaus als Geschenk empfinden.
Doch „die Natur ist nicht nur das, was man mit bloßem Auge sehen kann... sie beinhaltet auch die inneren Bilder der Seele“ – dieses Zitat von Edward Munch passt zu den Arbeiten von ELISABETH PETERLIK.
Peterlik befasst sich oft mit Interaktionsstellen zwischen Mensch und Natur, mit Narrativen, die unsere Perspektive auf die vermeintlich natürliche Natur bestimmen. Sie verwendet aus dem Nest gefallene Vögel oder überfahrene Kröten, und kombiniert sie spielerisch - assoziativ mit kulturellen Symbolen oder persönlich-biografischen Fundstücken zu etwas Neuem. Sie konserviert unter einer Schutzschicht die Reste alter Insektensammlungen, die, ihrer Flügel verlustig gegangen, von dem Umgang und der Einstellung des Menschen ihnen gegenüber erzählen.
Elisabeth Peterlik spricht damit oft unsere existenzielle Verletzlichkeit an, so etwa mit der stacheligen Schutzkappe mit aufgenähten Dornen des Christusdorns, die wir in der Ausstellung als Objekt, aber auch emotional aufgeladen in den beiden großen Fotoarbeiten sehen. Auch die Schildkröte, die ihren Panzer verlassen hat, löst zwiespältige Gefühle in mir aus. Je nachdem, wie freiwillig, kann es Entblößung, kann es aber auch Befreiung sein.
HEIDI ZENZ hat in vielen Jahren experimentell verschiedenste neue Methoden erfunden, Natürliches wie etwa Schlamm, Algen, Torf, Salz und vieles mehr in Kunst umzuwandeln. Hier zeigt sie Bilder und Objekte aus ihrer momentanen „blauen Phase“.
Die blaue Farbe gewinnt sie aus Vivianit, der sogenannten Blaueisenerde , etwa aus einer Lehmgrube bei Simbach. Im vielschichtigen, lasierenden Auftrag auf handgeschöpftem Papier entstehen subtil strukturierte Flächen unterschiedlicher Tönung, in denen sie zB. die verschiedenen Dämmerungsstufen nach Sonnenuntergang nachempfindet.
In ihren Käferfraß–Objekten führt die unterschiedliche Beschaffenheit und Färbung des Holzuntergrunds zu reizvollen Farbspielen im Blau. Borkenkäfer haben ja üblicherweise kein besonders gutes Image, Heidi Zenz rückt die faszinierende Ästhetik der Larvengänge in unseren Fokus, ein eingängigen Bild für die Gleichzeitigkeit von Vermehrung und Zerstörung, also für die Verwobenheit aller natürlichen Abläufe.
Zuletzt ein Appell: Gehen sie in die Natur. Sie senkt ihren Blutdruck und ihr Cholesterol, sie befreit sie von Stress und depressiven Gefühlen und lässt Sie in der Nacht besser schlafen.
Warum?
Weil wir ein Teil von ihr sind.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Sigrid Kofler, Juni 2021