Vernissage: Do. 29. August 2024, 19:30 Uhr
Zur Ausstellung spricht: Sigrid Kofler
Ausstellung bis Sa. 5. Oktober 2024, 12:00 Uhr
Öffnungszeiten: Fr. 15 - 18.00 Uhr / Sa. 10 - 12.00 Uhr
Unter diesem Titel BERÜHRUNGSZONEN zeigt das Künstler:innen-Paar Christine und Franz Wawrinek aus Utzenaich gemeinsam in der Galerie 20gerhaus ihre Arbeiten.
Beide gehen in ihren Werken von der Fotografie aus - während Franz in der aktuellen Bildserie SECOND LIFE digitale Bildcollagen schafft, deren Räume, Linien und Strukturen detailreich und vielschichtig den Betrachtern Spielraum für ihre Imaginationen bieten, verfremdet und abstrahiert Christine durch die Auswahl ihrer Sujets und Perspektiven. SNIPPETS nennt sie die poetisch anmutenden Objekte aus Papier, spielt mit fotografischen Elementen, Räumen, Transparenzen, Bruchstellen und Überlagerungen. Veränderungen in Natur und Landschaft durch zivilisatorische Eingriffe werden in den Fotoserien SOLONG und SILARIS thematisiert und sichtbar gemacht.
Die Bildwelten der beiden erschaffen vielseitige neue Wirklichkeiten und treffen sich in zurückhaltender Farbgebung und grafischem Charakter.
Franz Wawrinek geb. in Wien, lebt seit über 30 Jahren im Innviertel. Absolvent der Graphischen, Wien mit Meisterklasse. Seither Auseinandersetzung mit Malerei, Zeichnung und Grafik, sowie Installationen und Interventionen im öffentlichen Raum.
Christine Wawrinek, Grafik- und Mediendesignerin. Ihr künstlerischer Werdegang führte sie über Textile Gestaltung und Fotografie zu vielfältigen Ausdrucksformen wie Objekt, Installation, Video. Gemeinsames Atelier in Utzenaich, beide sind Mitbegründer des Kollektivs kunst:dünger, engagiert im Vorstand der Galerie 20gerhaus in Ried und Mitglieder der Innviertler Künstlergilde.
Fotos 20gerhaus
Einführung durch Sigrid Kofler,
Vorstand Innviertler Künstlergilde
BERÜHRUNGSZONEN
Christine und Franz Wawrinek leben und arbeiten in Utzenaich, sie sind ein Paar, sie haben auch beruflich als Grafiker und Grafikerin viele Jahre eng zusammengearbeitet, auch in ihrer künstlerischen Arbeit besteht reger Austausch zwischen ihnen, es gibt hier nicht nur Berührungspunkte, nein, ganze Berührungszonen.
Sie sind beide Gründungsmitglieder des Künstler:innen-Kollektivs kunst:dünger und Mitglieder der Innviertler Künstlergilde.
Bei Beiden steht die Fotografie am Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Arbeit, doch ihre Interpretation und Transformation des fotografischen Materials ist sehr verschieden.
Franz Wawrineks digitale Bildcollagen führen uns in neue, imaginäre Wirklichkeiten. In einem längeren, auch spielerischen Prozess entstehen die detaillierten und vielschichtig komponierten Strukturen. Die Bilder erlauben dem Betrachter, der Betrachterin tief in die Räume und Linien einzutauchen und dabei die eigene Fantasie auf eine Reise zu schicken. Man meint, Vertrautes zu entdecken und wird so in Zwischenräume zwischen Realität und Abstraktion gelockt. Die Leuchtkraft seiner auf Acrylglas gedruckten Werke schafft einen intensiven und komplexen visuellen Eindruck. Auch in der Serie von Frauenportraits (im Schaufenster) entwickelt Franz Wawrinek durch die Überlagerung mehrerer Bildebenen spannende Mehrdeutigkeit.
Christine Wawrinek übersetzt ihre Ideen in anderer Art, sie geht konzeptioneller an Themen heran, die sie beschäftigen. Sie nutzt die Fotografie, um durch gezielte Verfremdung und Abstraktion das Unsichtbare im Alltäglichen sichtbar zu machen. Ihre Werke, ob unbearbeitet, digital überarbeitet oder in textilartige Objekte transformiert, sind geprägt von einer stillen Poesie und einer zurückhaltenden Farbgebung. Oft ist das Sujet des Fotos auf den ersten Blick nicht zu erkennen – wer würde vermuten, dass in ihrer Serie „so long“ die seilartigen Gebilde Risse im Asphalt sind, so lädt sie mit diesen Rätseln zum Innehalten und genaueren Hinsehen ein. Sie schafft es, dem Unspektakulären eine magische Dimension zu verleihen, die in ihrer Zurückhaltung und subtilen Ästhetik beeindruckt.
Gemeinsam ist beiden bei aller Unterschiedlichkeit der Herangehensweise, eine sehr grafische visuelle Sprache.
Der Titel Berührungszonen spricht für das Künstlerpaar von gemeinsamen Interessen, von Dialog, von gegenseitiger Inspiration und Förderung, von der Wechselwirkung zweier künstlerischer Welten, von harmonischem, aber spannendem Austausch.
Als soziale Wesen sind wir Menschen auf Berührung – physisch wie auch metaphorisch – angewiesen „Berührungszonen“ an denen wir einander begegnen, uns austauschen und miteinander verbinden sind nicht nur in der Kunst von essenzieller Bedeutung.
Gerade in einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Spaltung, in einer Zeit, wo Isolation und Einsamkeit für viele Menschen Realität ist, müssen wir uns der Wichtigkeit dieser Berührungszonen bewusst werden.
Auch das 20gerhaus bietet viele Berührungszonen. Mit seinen Schaufenstern ist es Berührungszone zwischen öffentlichem Raum und Galerie, dann zwischen Betrachter und Werk, zwischen Kunstschaffenden und Kunstinteressierten, aber auch innerhalb der kleinen Gruppe, die im Verein der Galerie 20gerhaus tätig ist und wo Franz und Christine seit Jahren wesentliche Akteure sind.
Lassen wir uns von den Arbeiten der Beiden berühren, lassen wir uns auf Austausch ein, erinnern wir uns daran , wie wichtig es ist, Verbindungen zu schaffen und zu erhalten, gerade in einer Zeit, in der Gemeinschaft oft fehlt.
Sigrid Kofler, August 2024